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Start Trachtentanz Alte Trachten

Alte Trachten in Bremervörde

Über die Entstehung

(Karin Borgardt)

Die Pflege alten Brauchtums ist eine Aufgabe, der sich auch in der Region Bremervörde viele Menschen verpflichtet fühlen. Die Erinnerungen an die eigenen geschichtlichen Wurzeln wach zu halten ist eine Arbeit, die viele Facetten hat. Die Wahrung alter Traditionen steht insbesondere auch bei den Trachtengruppen im Vordergrund. Ihnen geht es meist nicht allein um den bloßen Erhalt der alten Trachten, sondern auch darum zu ergründen, bei welchen Anlässen sie getragen wurden. Die Präsentation in der Öffentlichkeit findet heute meist durch Trachtentanzgruppen statt, wie dies beispielsweise durch die Heimatvereine Mehedorf, Hönau-Lindorf, Elm, Hesedorf und Plönjeshausen geschieht.

Wenn man sich mit der Geschichte der Volkstrachten befasst, stellt man sehr schnell fest, wie vielfältig dieses Thema ist. Allein der Blick auf die Region der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, und hier besonders auf das Gebiet zwischen Elbe und Weser, lässt erkennen, dass es in fünf Richtungen weisende Trachtenregionen mit unterschiedlichen Entwicklungen gibt. Es sind dies Selsingen, Lamstedt, Altes Land, Scheeßel und Rotenburg.

Bei der Klärung der Frage, warum es überhaupt Trachten gibt, bzw. wo sie ihren Ursprung haben, hilft zunächst ein Blick ins Mittelalter. Damals setzten Adel und Patrizier sich in der Art zu kleiden deutlich von der Landbevölkerung ab. Die Unterschiede in der Bekleidung lagen nicht in den Schnitten, sondern in den verarbeiteten Materialien. Die Arbeitskleidung der Bauern war über Jahrhunderte einfach und schmucklos. In den Kleiderordnungen, wie sie vom 15. Jahrhundert an durch die jeweiligen Landesherren vorgeschrieben wurden, war es den einfachen Leuten sogar untersagt Samt, Seide, Pelze und Stoffe mit besonderen Farben oder Schmuck zu verwenden. Doch immer wieder wurden diese Verbote ignoriert und man versuchte den höheren Ständen nachzueifern. Denn: Kleider machten auch damals schon Leute!

Man unterschied daher die bürgerliche und die ständische Tracht (Kleidung). Schon damals stammten die verwendeten Stoffe nicht selten auch aus dem Ausland. „Fliegende Händler“ brachten die Kostbarkeiten in die Region. Die Kleidung war, wo immer es die wirtschaftlichen Verhältnisse erlaubten üppig, die Stoffe schwer und mit kunstvollen Mustern in Seide und Brokat verziert. Vollants, Stickerein und Schmuck rundeten das Bild ab.

Als Folge der französischen Revolution (1789) änderte sich in Europa das Menschenbild. Der Mensch stand im Mittelpunkt und damit verlor die Kleidung als Ausdruck für eine Standeszugehörigkeit ihre Bedeutung. „Egalité“, Gleichheit trat auch in der Mode seinen Siegeszug durch Europa an. „Volkstracht“ war bis dahin allein die modische Kleidung der Oberschicht. Sie wurde von der weniger gebildeten Unterschicht stets übernommen und den jeweiligen Bedürfnissen angepasst. Die Volkstracht war demnach eine Art gesunkenes Kulturgut aus den höheren Schichten. Die nicht studierten Menschen auf dem Lande führten im Gegensatz zur Oberschicht auch nach der französischen Revolution ihre Tradition sich zu kleiden fort. Genau an dieser zeitlichen Schnittstelle, der Revolution in Frankreich, definieren Volkskundler die Ursprünge dessen, was wir heute als Volkstrachten bezeichnen.

Einer der ersten, der die Geschichte der Trachten in unserer Region aufarbeitete war Müller-Braul. Er stellte fest, dass die Volkstracht der Männer im Bezirk Bremervörde um 1860 in ihrer bis dahin über lange Zeit etablierten Form aufhörte zu existieren. Die Tracht bestand bis zu diesem Zeitpunkt aus kurzen Hosen (Kniebund), die aus Leinen, Tuch oder Leder gefertigt waren. Man trug dazu eine Weste mit zwei Reihen silberner Knöpfe und dazu eine kurze Jacke, ebenfalls mit zwei Reihen silberner, oft talergroßer Knöpfe. Weniger Wohlhabende mußten zwangsläufig auf die Silberknöpfe verzichten und trugen stattdessen Knöpfe aus sogenanntem "Prinzmetall". Ein buntseidenes Halstuch und ein hoher Zylinderhut, der bei allen Gelegenheiten getragen wurde gehörten zum Anzug, wie Lederschuhe mit Schnallen.

Im Haus trug der Mann eine blaue Leinenjacke und nahezu ständig eine Zipfelmütze. Und in früherer Zeit, bevor der Zylinder zur Tracht gehörte, trugen die Bauern einen sogenannten Dreispitz. An diese Huttracht erinnert noch heute das alte Volkslied: "Mein Hut der hat drei Ecken".

Später, nach 1860 trugen die Männer längere Hosen, Westen und darunter meist blau-weiß gemusterte Hemden. Zeitlich darauf folgte ein schwarzes Vorhemd aus Satin, das als „Aulamm“ bezeichnete wurde. Dazu trug man eine passende Fliege und ein Jacket. Die Schippermütze wurde zur zeitgemäßen Kopfbedeckung und schwarze Schnürstiefeletten lösten den Schnallenschuh ab.

Weitaus vielfältiger, farbenfroher und im modischen Zeitgeist zeigten sich die Trachten der Frauen. Es gab die Arbeitstracht, Konfirmationstracht, Abendmahlstracht, Sonntagstracht, Festtagstracht, Hochzeitstracht, Kirchentracht, Volltrauer-, Halbtrauer und Witwentracht. Und von Kirchspiel zu Kirchspiel gab es noch Unterschiede in der Ausgestaltung der einzelnen Kleidungsstücke.

Von aus heutiger Sicht ungeahnter Vielfalt war allein die Gestaltung der einzelnen Hauben. So gehörte zur Trauertracht, die bei einem Todesfall im engsten Familienkreis getragen wurden eine aus schwarzem Krepp gefertigte Haube mit Bändern aus gleichem Material. Bei einem Todesfall im weiteren Familienkreis waren Haube und Bänder aus schwarzer, glänzender Seide. War der Todesfall in der weitläufigeren Verwandtschaft fanden sich weiße Stickerein auf Hauben und Bändern. Nach dem Trauerjahr folgte die sechs bis acht Wochen dauernde Abtrauer. Hauben und Bänder waren in dieser Zeit mit violetten Blumenmustern verziert.

Zur Bremervörder Tracht wurde bei allen Traueranlässen ein schlichter, weißleinener Kragen getragen. Eine schwarze, oder auch weiße Schürze gehörte dazu. Weiß deshalb, weil es die altgermanische Trauerfarbe war, die noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts getragen wurde.

Bei den Röcken der Sonn- und Feiertagstrachten dominierten die Farben schwarz, braun, grün, lila und dunkelrot. Auch gestreifte Stoffe gab es. Vorne waren die langen Röcke glatt, hinten in Falten gelegt. Unter den Falten trug man einen sogenannten Rump. Dabei handelt es sich um eine unten mit einem Polster versehene Weste, durch das Rock auf der Rückseite gehoben wird. Der Rocksaum war innen 20 bis 30 Zentimeter hoch, aus Baumwollstoff und zusätzliche nähte man an die innere Saumkante zum Schutz des Rocksaumes einen Stoß. Zudem zierten drei oder vier Samtbänder den äußeren unteren Saum des Rockes.

Die zu den Trachten getragenen Blusen waren aus Seide oder leichter Wolle gefertigt. Die Ärmelkanten zierten Spitzen oder Borten aus Ausbrennerstoff. Bänder, Schleifen und Spitzenstoffe wurden zu weiteren Verzierungen an den Blusen herangezogen und natürlich setzten die Knöpfe eigene Akzente. Ein in Falten gelegtes Schößchen, mit Spitzenborte verziert und kunstvoll in kleinste Falten gelegt rundete das Erscheinungsbild der Blusen ab.

Unterschiedliche Materialien wurden auch bei den Schürzen eingesetzt. An Werktagen trug man sie aus Baumwolle, an Feiertagen war es edleres Material wie Seide. Die Stoffe waren in sich gemustert und am unteren Saumende fanden sich, passend zu den getragenen Röcken wieder die Samtbänder. Die Schürzen umschlossen die Röcke zu etwa zwei Drittel. Dazu trug man einen drei bis vier Zentimeter breiten Gürtel aus Seidensamt. Eine Besonderheit waren die Abendmahlsschürzen, die aus weißem Stoff gefertigt waren.

Von besonders großer Vielfalt waren die Hauben, die zu den verschiedensten Anlässen getragen wurden. Sie spiegelten die Würde der Frauen wider. Wie schon bei den Trauerhauben beschrieben gab es auch bei freudigen Anlässen die unterschiedlichsten, der Situation entsprechenden Haubenbänder.

Aus Bremervörde sind auch gänzlich einfarbige Hauben überliefert, aber die mit bunten Blumenmustern auf den Bändern überwogen. Die Hesedorfer Tracht zeigt neben Hauben mit bunten Blumenbändern auch blaugrau- und rotkarrierte Haubenbänder. Alles ein Zeichen dafür, dass die Trägerinnen im Laufe der Jahre mehr und mehr doch auch eigene Akzente insbesondere bei den Fest- und Feiertagshauben setzten. Grundsätzlich gleich war aber, dass sich bei den Feststagshauben im Bremervörder Raum an der Ober- und Rückseite - am Spiegel - noch ein metallfarbener Litzenstreifen befand. Am unteren Rand, unterhalb des Spiegels befand sich der sogenannte "Strich" - ein Stück Batist, mit Liebenauer Klöppelspitzen besetzt.

Im Kirchspiel Bremervörde und Umgebung trugen verheiratete Frauen über der Haube ein "Bentschen". Dabei handelte es sich um einen mit Spitzen und Seidenbändern versehenen Tüllflor. Der Bentschen legte sich wie ein Schirm über die Haube und rahmte das Gesicht ein.

Ledige Frauen konnte man daran erkennen, dass sie an ihren Hauben Bänder mit blauen Blumen trugen.

Zur Tracht gehörte auch ein dreieckiges, wollenes Schultertuch. Eine kleine, flache Tasche gehörte ebenso dazu. Auf ihr fanden sich die Initialen ihrer Besitzerin und die Jahreszahl der Anschaffung. Getragen wurden diese Taschen gut versteckt unter dem Rock. Und wenn die unter dem Rock getragene Tasche nicht ausreichte, führten die Damen einen kleinen, aus Weiden geflochtenen Handkorb mit sich, in dem sie ihre kleinen Geheimnisse mitführen konnten.

Das zur Tracht gehörende Schuhwerk folgte eher praktischen Grundsätzen und war mit Spangen verziert. Dazu wurden wollene Strümpfe getragen, die angesichts der langen Röcke aber nur selten ans Tageslicht kamen.

Das die Trägerinnen der Trachten früher bei den unterschiedlichen Witterungsverhältnissen durchaus unter der Last der Stoffe gelitten haben, können diejenigen nachvollziehen, die heute in die Trachten schlüpfen. Komplett angezogen strahlte die Tracht zwar Würde aus, doch war sie in den Sommermonaten aus heutiger Sicht sicher nicht immer das geeigneteste Kleidungsstück. Dann trug man zur Arbeit ein leichtes Hemd, den Rump und einen Leinenrock mit Schürze. Auf dem Feld gehörte der „Weihhaut“ zur Arbeitskleidung. Aus der Biedermeierzeit stammte der sogenannte „Peerkopp“, ein länglicher Strohhut, der bei sonnigem Wetter getragen wurde.

Bei den hier beschrieben Frauen- und Männertrachten gab es natürlich immer wieder Unterschiede und Abweichungen. Es oblag immer der Individualität und den jeweiligen materiellen Möglichkeiten der Träger der Trachten, wie diese gestaltet waren. Von Dorf zu Dorf gab es Unterschiede. Aber auch die Geschicklichkeit und Vorlieben der Schneider und Schuster sorgten für die eine oder andere regionale Ausprägung bei den verwendeten Materialien und Schnitten.

Es ist noch keine fünfzig Jahre her, dass die Trachten mehr und mehr begannen, sich aus dem alltäglichen Bild zu verabschieden. Ganz verschwunden sind sie indes auch heute noch nicht. Und zu vermuten ist, dass sich noch auf so manchem Boden die alten Kostbarkeiten wiederfinden ließen, die Bestandteil der Bremervörder Tracht sind.

Bremervörder Zeitung vom 04.10.2019